01
Interview
Together
Towards
Tomorrow
CEO Rolf Habben Jansen zur Geschäftsentwicklung
des Jahres 2022
CEO
ROLF HABBEN
JANSEN
Heiko Hoffmann, Leiter Investor Relations, im Gespräch mit dem Vorstandsvorsitzenden der Hapag-Lloyd AG zur Geschäftsentwicklung des Jahres 2022.
Heiko Hoffmann: Herr Habben Jansen, wie blicken Sie auf das Geschäftsjahr 2022?
Rolf Habben Jansen: Die erste Jahreshälfte war weiterhin durch Störungen in den globalen Lieferketten geprägt. Gründe dafür waren insbesondere Kapazitätsengpässe in den Häfen und auf der Landseite. Ab dem zweiten Halbjahr zeigte sich dann eine deutliche Entspannung in den globalen Lieferketten, die insbesondere auf die schwächelnde Konjunktur zurückzuführen ist. Mit einer geringeren Nachfrage nach Containertransporten gingen die zunächst sehr hohen Frachtraten sukzessive zurück. Zugleich lösten sich die Staus in vielen Fahrtgebieten auf. Trotz dieses rückläufigen Marktumfelds haben wir unsere Transportmenge im Jahr 2022 auf Vorjahresniveau gehalten – auch dank unseres diversifizierten Netzwerks und einer stabilen Kundenbasis. So konnten wir insgesamt außergewöhnlich starke Ergebnisse erzielen – und das ist im Jahr unseres 175. Jubiläums sicherlich ein ganz besonderes Geschenk. 
CEO Rolf Habben Jansen und Leiter Investor Relations Heiko Hoffmann im Gespräch
Wie haben sich die Störungen in den globalen Lieferketten auf Ihren operativen Betrieb ausgewirkt?
Durch die Staus in den Häfen mussten wir erneut mit deutlichen Verspätungen kämpfen. So konnten wir leider nicht immer die Fahrplantreue liefern, für die wir als Qualitätsanbieter stehen. Wir haben jedoch nichts unversucht gelassen, unseren Kunden bestmöglichen Service zu bieten. Deshalb haben wir zahlreiche Netzwerk- und Routenanpassungen vorgenommen, gebrauchte Schiffe gekauft und neue Einheiten ausgeliefert bekommen, in Personal und Informationstechnologie investiert und unsere digitalen Kundenangebote weiter ausgebaut. Ein großes Dankeschön gilt unseren Teams an Land und auf See, die unter diesen schwierigen Bedingungen erneut Enormes geleistet haben.Durch die Staus in den Häfen mussten wir erneut mit deutlichen Verspätungen kämpfen. So konnten wir leider nicht immer die Fahrplantreue liefern, für die wir als Qualitätsanbieter stehen. Wir haben jedoch nichts unversucht gelassen, unseren Kunden bestmöglichen Service zu bieten. Deshalb haben wir zahlreiche Netzwerk- und Routenanpassungen vorgenommen, gebrauchte Schiffe gekauft und neue Einheiten ausgeliefert bekommen, in Personal und Informationstechnologie investiert und unsere digitalen Kundenangebote weiter ausgebaut. Ein großes Dankeschön gilt unseren Teams an Land und auf See, die unter diesen schwierigen Bedingungen erneut Enormes geleistet haben.
Und der Krieg Russlands in der Ukraine?
Der Krieg Russlands in der Ukraine ist eine humanitäre Katastrophe und für viele Menschen mit außerordentlichem Leid verbunden. Für uns war klar, dass erstens die Sicherheit und das Wohlergehen unserer Mitarbeitenden allerhöchste Priorität hat, weshalb wir unser Büro in Odessa vorerst geschlossen und unseren Kolleginnen und Kollegen Alternativen an anderen Hapag-Lloyd Standorten angeboten haben. Zweitens sind wir mit der Ukraine und ihren Menschen sehr eng verbunden und stehen zu unserer gesellschaftlichen Verantwortung. So haben wir entlang unseres Unternehmenswerts „We Care“ beispielsweise mehr als 30 Hilfsaktionen unterstützt, um Menschen in der Ukraine oder Kriegsflüchtlingen zu helfen. Die rein operativen und ökonomischen Auswirkungen des Kriegs hingegen sind für uns beherrschbar. Der Anteil des Geschäfts mit Russland- oder Ukrainebezug hat bei uns in der Vergangenheit zwischen ein bis zwei Prozent unseres Gesamtvolumens ausgemacht.
„Wir haben bei unserer Strategy 2023 weiter an Fahrt aufgenommen und gezielt investiert.“
Wie ist Hapag-Lloyd strategisch vorangekommen?
Wir haben bei unserer Strategy 2023 weiter an Fahrt aufgenommen, unsere Geschäftsprozesse und unseren operativen Betrieb weiter optimiert, Geschäftsbereiche gestärkt und gezielt investiert. Neben der Übernahme des Containerliniengeschäfts der Deutsche Afrika-Linien bildeten Investitionen in Terminals und Infrastruktur einen wesentlichen Schwerpunkt im Berichtsjahr: So haben wir mit der 49 Prozent Beteiligung an der italienischen Spinelli Group unser Geschäft in Europa weiter gestärkt. Durch die geplante Übernahme des Terminalgeschäfts der südamerikanischen SM SAAM werden wir unser Portfolio in Lateinamerika weiter ausbauen. Mit unserem Investment in J M Baxi Ports & Logistics zu Beginn des aktuellen Jahres partizipieren wir zudem noch stärker am dynamischen Wachstum in Indien. Außerdem haben wir damit begonnen, unsere gesamte Containerflotte mit Track & Trace-Geräten auszustatten. Indem unsere Kunden und wir die Containerbewegungen in Zukunft in Echtzeit verfolgen können, machen wir die Lieferketten transparenter und effizienter. Darüber hinaus bieten wir unseren Kunden mittlerweile mehr als 20 digitale Produkte an, mit denen sie komfortabel mit uns Geschäfte machen können. Und auch beim Thema Dekarbonisierung kommen wir voran. Neben dem Einsatz von Biokraftstoffen haben wir letztes Jahr ein umfangreiches Flottenoptimierungsprogramm gestartet. Hierdurch werden wir den Treibstoffverbrauch und die CO2-Emissionen von mehr als 150 Schiffen deutlich senken – etwa durch verbesserte Schiffsschrauben, strömungsoptimierte Wulstbuge oder verbesserte Anstriche von Schiffsrümpfen, die den Reibungswiderstand minimieren.
Wie spiegelt sich die Geschäftsentwicklung in den Ergebnissen und der Dividende wider?
Dank der hohen Frachtraten haben wir im Geschäftsjahr 2022 ein außergewöhnlich starkes Konzernergebnis in Höhe von 17 Milliarden Euro erzielt. Dadurch ist unser Eigenkapital auf 28 Milliarden Euro angewachsen und die Eigenkapitalquote ist auf über 70 Prozent gestiegen. Vorstand und Aufsichtsrat schlagen deshalb der Hauptversammlung gemeinsam vor, 63 Euro je Anteilsschein an unsere Aktionärinnen und Aktionäre auszuschütten – dies entspricht insgesamt 11,1 Milliarden Euro.
Heiko Hoffmann, Head of Investor Relations
„Nachhaltigkeit und Qualität haben weiterhin hohe Priorität für uns.“
Mit welchen Entwicklungen rechnen Sie für das laufende Geschäftsjahr?
Die Abkühlung der Konjunktur hat die Marktbedingungen in der Containerschifffahrt binnen weniger Monate gänzlich verändert. Wir sehen momentan in einigen Fahrtgebieten Frachtraten auf dem Niveau vor dem COVID-19-Ausbruch, während unsere Kosten aufgrund der Störung der Lieferketten und inflationsbedingt deutlich angestiegen sind. Deshalb werden wir weiterhin flexibel agieren und unsere Stückkosten fest im Blick behalten. Ein deutlicher Ergebnisrückgang im laufenden Geschäftsjahr ist jedoch unausweichlich. Beim EBIT rechnen wir mit einer Bandbreite zwischen 2 bis 4 Milliarden Euro, nachdem wir in einem außergewöhnlichen Geschäftsjahr 2022 noch 17,5 Milliarden Euro erzielen konnten. Unabhängig davon werden Qualität und Nachhaltigkeit weiterhin eine bedeutende Rolle für uns spielen. Zudem werden wir uns in diesem Jahr sehr intensiv mit unserem strategischen Kurs bis zum Jahr 2030 beschäftigen. Dabei werden wir die Interessen unserer Aktionäre und Kunden ebenso wie die unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fest im Blick behalten. Ihnen allen gilt mein herzlicher Dank für die intensive Zusammenarbeit und das Vertrauen in diesem außergewöhnlichen Geschäftsjahr.
Herr Habben Jansen, haben Sie vielen Dank für das Gespräch.